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Bilder, die durch die Zeiten springen

Anlässlich des 30sten Jubiläums der RUWO wurde eine Ausstellung von Sibylle Mania in der RUWO-Geschäftsstelle eröffnet.

Sibylle Mania in ihrem Fotolabor in Weimar

Aufgrund unseres Jubiläums „30 Jahre RUWO“ öffnete unsere Geschäftsstelle am 17. September 2021 ihre Pforten und hatte dazu einen kleinen Empfang vorbereitet. Einige Wegbegleiter, Mitstreiter, Partner und Mieter hatten den Weg in unsere Geschäftsstelle gefunden. An diesem Tag wurde auch eine temporäre Ausstellung mit Werken der Weimarer Künstlerin Sibylle Mania eröffnet, welche in den Fluren von Erd- und Obergeschoss bis Ende Januar 2022 zu sehen sein werden.

Beim Betrachten verblüffen die Bilder. Denn dem ersten Anschein nach sind es Schwarzweiß-Fotographien aus den 1920er-Jahren, leichte Kratzer, Grauabstufungen mit vielen Nuancen und auch die Art der Motive vermitteln dies. Beim genauen Hinschauen jedoch entdeckt man Bildelemente, die es vor 100 Jahren noch nicht gab, wie moderne Fahrzeuge oder Kräne einer Baustelle. Die Motivauswahl beschreibt eine Reise zu europäischen Großstädten wie Rom, Athen oder Venedig. „Da der frühere Kanzler Ketelhodt auch reiselustig gewesen war, passt die Ausstellung sehr gut in das einstige Ketelhodtsche Palais und die heutige RUWO-Verwaltung“, weist Sibylle Mania auf einen Zusammenhang zwischen Gebäude und Ausstellung hin.

Seit ihrem Studium vor 30 Jahren ist Sibylle Mania von der analogen Fotografie fasziniert. Schon damals hat sie eine Silbergelantineschicht auf verschiedene Materialien aufgebracht, um diese in „Fotopapier“ zu verwandeln und darauf zu belichten. Wie auf Glasplatten für Fotos, die man ins Fenster hängt. Oder auf zusammengeknülltes Blech, damit der Betrachter nur aus einem Blickwinkel das komplette Bild erfassen kann.

Auch heute noch sind das Fotografieren auf Rollfilm und das Entwickeln des Negativfilms im Labor und das Herstellen von Abzügen auf Fotopapier bis zu einer Größe von 50 x 40 Zentimetern Teile ihrer künstlerischen Arbeit. Die Bilder für die RUWO-Ausstellung hat sie jedoch nicht mit Fotopapier angefertigt. Sie verwendete dazu Seidelbastrinde aus Nepal, ein besonderes Naturpapier, und bringt darauf eine Silbergelantineschicht auf,  ähnlich wie bei Fotopapieren. Anschließend wird die Seidelbast-Rinde im Fotolabor belichtet, entwickelt und auf Filz getrocknet. Schon dieses Ergebnis lässt sich zwischen zwei Glasscheiben einklemmen und ins Fenster hängen, der besondere visuelle Effekt stellt sich hier bereits ein. Für die Ausstellung bei der RUWO hatte Sibylle Mania diese Originale nochmals fotografiert und in einer Weimarer Spezialdruckerei auf Büttenpapier in einem großen Format drucken und auf Museumskarton aufziehen lassen. So erhalten die Bilder durch das Motiv und den besonderen Entwicklungsprozess einen ungewöhnlichen Charme. Eines zeigt beispielsweise die Großbaustelle des Berliner Schlosses aus dem Jahre 2013. Durch die Anmutung entsteht für den Betrachter der Eindruck der 1920er-Jahre, als das Schloss vor der Bombardierung 1945 noch als Bauwerk vollständig stand. Durch den Bildinhalt wird dem Betrachter vor Augen geführt, dass 2013 das einstige Bauwerk nach historischem Vorbild wieder aufgebaut wurde. Ein Sprung durch die Zeit vor 100 Jahren und das Rekapitulieren dessen, was sich dazwischen ereignete, lässt beim Betrachter neue Schlüsse zu. „Geschichte hat für mich eine große Ausstrahlung“, unterstreicht die Künstlerin, deren Vater Archäologe und deren Mutter ein Geschäft für Antiquitäten führte.

Bis zum 30. Januar 2022 werden die Werke von Sibylle Mania noch in der RUWO-Geschäftsstelle zu sehen sein. Dabei können die ausgestellten Unikate auch käuflich erworben werden. Interessenten können sich unkompliziert bei der RUWO-Verwaltung anmelden und anschließend die Ausstellung besuchen.